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Höchste Kompetenz in Haustürnähe 18. September 2023

Höchste Kompetenz in Haustürnähe

Das 7. Jahr mit dem da-Vinci Operationsroboter ist am Spital Uster bereits Vergangenheit. Dr. med. Vital Schreiber, Vorsteher des Departements Operative Disziplinen, erzählt im Interview, wie er es erlebt hat, spricht über die Expertise der Roboterchirurgie am Spital Uster und wie diese an die nächste Generation weitergegeben wird.

Am Spital Uster wird seit 2015 mit dem da-Vinci-Roboter operiert. In der zwischenmenschlichen Beziehung spricht man vom Mythos des verflixten 7. Jahres, das oft in einer Trennung endet. Wie gestaltete sich das 7. Jahr mit da-Vinci im 2022?

Nun ja. Die Trennung erfolgte bereits etwas früher. Nämlich im 6. Jahr. Da ersetzten wir unseren Roboter da-Vinci Si durch ein neueres Modell. Insofern verlief das Jahr 2022 ohne Komplikationen. ((schmunzelt))


Dem Roboter sind wir treu geblieben.

Selbstverständlich. Wir sind ihm nicht nur treu geblieben, sondern haben viel in ihn investiert. Operieren mit da-Vinci ist am Spital Uster sowohl in der Urologie, wie auch in der Viszeralchirurgie und der Gynäkologie schon lange Standard. Im Kanton Zürich waren wir eines der ersten Regionalspitäler, die da-Vinci eingeführt haben. Entsprechend gross ist unser Know-how.


Dieses Know-how wird intensiv an die nächste Generation weitergegeben.

Ja. Wir sind eine schweizerische Weiterbildungsklinik und ein anerkanntes Lehrspital der Universität Zürich. In der Ausbildung der roboterassistierten Chirurgie – insbesondere in der Viszeralchirurgie – sind wir federführend. Unsere Ausbildungsplätze sind begehrt. Bereits seit Jahren erhalten wir in Bezug auf unsere ärztliche Fort- und Weiterbildung überdurchschnittlich gute Noten. Das hat sich offenbar herumgesprochen.


Wie erklären Sie sich diese guten Noten?

Ich nehme an, es hat damit zu tun, dass wir Ausbildner alle mit Herzblut bei der Sache sind. Wir machen um das roboterbasierte Operieren kein Riesentheater und führen die Jungen auch ganz bewusst an diese Technik heran. Der da-Vinci ist für mich persönlich ein Werkzeug. Genauso wie wir als Kinder lernen, Messer und Gabel richtig zu halten und zu gebrauchen, lernen unsere Oberärztinnen und Oberärzte, die Steuerkonsolen des da-Vinci korrekt zu bedienen.


Wie muss man sich diese Ausbildung vorstellen?

Nach einer Theorieprüfung müssen rund 60 Stunden am Simulator absolviert werden. Erst dann arbeiten die Oberärztinnen und Oberärzte assistiert am Patienten. Am Spital Uster besitzen wir einen da-Vinci-Operationsroboter mit Doppelkonsole. Es können also zwei Operateure gleichzeitig operieren. Es ist vergleichbar mit der Autofahrstunde, wo der Fahrlehrer die Anweisungen gibt und jederzeit ins Geschehen eingreifen kann.


Was macht «da-Vinci» in der Chirurgie zur 1. Wahl?

Operieren mit dem Roboter hat für den Chirurgen diverse Vorteile. Es ist ergonomischer: Indem wir sitzend operieren und die Arme abstützen können, ermüden wir weniger schnell. Das dreidimensionale, zwanzigfach vergrösserbare Bild, die individuell einstellbare Bewegungsübersetzung und der zitterfreie Roboterarm ermöglichen überdies noch mehr Präzision. Das da-Vinci-Operationssystem ist eine Weiterentwicklung der Schlüssellochmedizin und bietet für die Patientinnen und Patienten dieselben Vorteile: minimale Hautschnitte mit kleinen Narben, geringere Schmerzen und schnellere Genesung. Überdies vermag der Roboter die Instrumente im Körper sanft zu bewegen, da er einen genauen Angelpunkt berechnen kann. So wirken weniger Scherkräfte auf die Muskeln oder das Bauchfell. Die Technik ist also insgesamt schonender.  Wir verwenden sie in der Hernien- und Darmchirurgie sowie bei Operationen am Mastdarm (Rektum).


Verringert sich dadurch auch die Spitalaufenthaltsdauer?

Ja. Bei einigen Eingriffen zeigen das unsere Datenanalysen sehr deutlich – beispielsweise in der Narbenhernienchirurgie. Am Spital Uster führen wir jährlich über 300 Hernien-Eingriffe durch – wenn immer möglich minimalinvasiv mit dem da-Vinci-Operationsroboter.


Das Spital Uster hat kürzlich das Gütesiegel «Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie» der Deutschen Hernien Gesellschaft (DHG) erhalten. Die Ernte langer Vorarbeiten!

Genau – und der erste Schritt in Richtung eines zertifizierten Hernienzentrums. Unser Team bringt eine grosse Expertise mit. Dass wir in einem Regionalspital mit unserer Grösse drei Spezialisten haben, die den Schwerpunkttitel Viszeralchirurgie ausweisen, ist ausserordentlich. Bewohnerinnen und Bewohner der Region geniessen höchste Kompetenz in Haustürnähe. Sie profitieren von einer spezialisierten Medizin und bei vielen Eingriffen von einer schonenden Roboterchirurgie.


Die Roboterchirurgie hat aber auch ihren Preis!

Oh ja. Das ist ihre Schattenseite. Natürlich wollen wir alle von der spezialisierten Medizin und Chirurgie profitieren. Aber sie ist teuer und die Gesundheitspauschalen sind bislang dieselben geblieben. Da muss sich definitiv etwas ändern, wenn wir auch in Zukunft davon Nutzen ziehen wollen.

Text: Sarah Buob Headerbild: Michael Rieder