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Unabhängigkeit dank Motivation und Disziplin 11. Juli 2023

Unabhängigkeit dank Motivation und Disziplin

Brüche bedürfen im Alter einer speziellen Versorgung und Nachbetreuung. In der eigens darauf spezialisierten Akutgeriatrie-Abteilung geht die Akutbehandlung Hand in Hand mit einer Frührehabilitation. Betagte Menschen werden interdisziplinär betreut und in ein möglichst selbstbestimmtes Leben zurückgeführt.

Ganzheitliche Betreuung

Herr C. wurde am Montag operiert. Er erhielt ein künstliches Hüftgelenk. Bereits am Dienstag war er wieder auf den Beinen, erst an der Gehhilfe, dann an den Krücken. Er ist diszipliniert und sein Ziel ist klar: «Ich möchte nach einer Woche nach Hause.» Sollte er dieses Ziel nicht erreichen, so werden es zwei. Denn Patientinnen und Patienten der Akutgeriatrie bleiben immer wochenweise. Sie werden interdisziplinär betreut. Neben der ärztlichen und der pflegerischen Betreuung werden sie intensiv physiotherapeutisch begleitet. Auch die Ernährungsberatung übernimmt einen wichtigen Part im Genesungs- und Aufbauprozess. «Man hat mir gesagt, ich müsse mehr Proteine zu mir nehmen», erklärt Herr C. und schlürft an seiner Milch, die er bei der Hotellerie bestellt hat. Es ist offensichtlich, dass er sich die Ratschläge, die er erhält, zu Herzen nimmt. «Ich war bislang komplett selbstständig und möchte es auch weiterhin bleiben», betont er. Mit seiner Frau wohnt er vorwiegend im Ferienhaus im Appenzellerland. Es ist auf drei Seiten von insgesamt 600 m2  Wiese umgeben, die er bislang noch eigenständig gemäht hat – in gemächlichem Tempo, wie er selbst sagt. Auch einen Handwerker habe er noch nie benötigt. Mit seinen eigenen zwei Werkstätten im Haus habe er ­alles selbst in Schwung gehalten.


Zurück in die Eigenständigkeit

Das aktive Leben hat Herrn C. zu einer Grundkondition verholfen. Sie ist die beste Voraussetzung, um nach einem Unfall im Alter wieder auf die Beine zu kommen. Die Geriatrie ist eine individualisierte Medizin, erläutert Marion Baumann. «Das Ziel, das wir verfolgen, ist immer auf den Patienten zugeschnitten.» Der Massstab ist dabei die persönliche Lebensqualität. Bei Herrn C. ist diese mit der gelebten Eigenständigkeit verbunden: zurück in sein Haus mit dem Bauernhof nebenan, wo er und seine Frau rund um die Uhr Zugang zu Pferden, Ziegen, Katzen und einem Hund haben – «Alterstherapie», wie er es lachend nennt. Zurück zu seinem Alltag mit den vielen Theater- und Opernbesuchen und den Reisen in die Musik- und Kulturstadt Prag. Er ist zuversichtlich, dass er dieses Ziel erreichen wird. «Ich fühle mich im Spital Uster gut aufgehoben», schwärmt er. So gut, dass seine Frau und er sich überlegt hätten, dass sie ihren unausweichlichen Kniegelenksersatz am besten auch hier durchführen lassen sollte.

Ich war komplett selbstständig und möchte es auch weiterhin bleiben.

Ein atypischer Verkehrsunfall mit dem Roller, wie Herr C. sagt. Das sei der Grund, wieso er im Spital Uster liege. Im Normalfall stünden Rollerunfälle in Verbindung mit Geschwindigkeitsüberschreitungen, missachteten Vortrittsregeln oder Alkohol, habe die Polizistin schmunzelnd bemerkt. Er selbst kippte mit seinem Roller auf einem unwegsamen Schotterparkplatz. Die Sache wäre wohl glimpflich ausgegangen, wäre er jünger gewesen. Aber Herr C. ist bald 88 Jahre alt. Er erlitt einen Oberschenkelhalsbruch.


Rasche Mobilisation wichtig

In fortgeschrittenem Alter sind die Knochen poröser und anfälliger für Brüche. Und ein Bruch bedeutet für einen betagten Menschen meist eine Herausforderung. In Kombination mit Nebendiagnosen kann er zu einer Dekompensation führen, in welcher der Körper nicht mehr in der Lage ist, die Defizite auszugleichen. Hinzu kommt, dass für einen alten Menschen jeder bettlägerige Tag einer zu viel ist, wie es die Chefärztin Geriatrie am Spital Uster, Dr. med. Marion Baumann, erklärt: «Der Muskelabbau schreitet schnell voran und ist leider meist irreversibel.» Alte Menschen sollten nach einem Unfall oder einer Operation deshalb rasch mobilisiert werden. Im Spital Uster geschieht das auf der Akutgeriatrie-Abteilung. Dort setzen sich Fachpersonen aus unterschiedlichsten Disziplinen dafür ein, dass Betagte in einen selbstbestimmten Alltag zurückfinden.

Text: Sarah Buob Headerbild: Sarah Buob