Unser Einsatz als Mensch-Hund-Team
Seit Juni 2023 bin ich mit Wendy – einem vierjährigen Zwergpudel – regelmässig auf der Palliativstation des Spitals Uster zu Besuch. Wir sind ein Mensch-Hund-Team und haben gemeinsam die Therapiehunde-Ausbildung absolviert.
Als Mensch-Hund-Team besuchen wir auf freiwilliger und unbezahlter Basis schwerkranke Menschen im Spital, um ihnen einen Lichtblick in den Tag zu geben. Die Beziehung des Menschen zu einem Tier hat erwiesenermassen eine förderliche Wirkung auf die Gesundheit. Aber nicht jeder Hund eignet sich für diese Aufgabe. Entscheidend sind sein Charakter und Wesen. Wendy ist feinfühlig und menschenfreundlich und dank ihres liebenswerten, souveränen Auftretens sehr gut geeignet.
Wir bereiten uns auf den Einsatz vor
Damit wir als Mensch-Hund-Team im Spital Uster ein- und ausgehen dürfen, müssen wir gewisse hygienische Vorgaben erfüllen und definierte Zugangswege benutzen. Diese wurden in Absprache mit der Spitalhygiene festgelegt. Als Vorbereitung auf einen Besuch bürste ich Wendy das Fell ab, reinige ihr die Pfötchen und ziehe ihr eine Weste und ein Tüchlein an, das sie als «Therapiehund Wendy» kennzeichnet. Als ihre Hundehalterin erkenne ich bei den Vorbereitungen genau, wie Wendy mich beobachtet und immer wieder den Blickkontakt zu mir sucht, so als würde sie mich fragen: «Welchen Patienten besuchen wir heute?»
Alles ist freiwillig
Sobald wir auf der Station eingetroffen sind, begrüssen wir als erstes das Pflegeteam. Ich hole mir Informationen ein, wen wir besuchen dürfen und was dabei zu beachten ist. Mit lockerer Leinenführung begebe ich mich mit Wendy zum Patientenzimmer. Dabei überlasse ich ihr die Entscheidung, durch die geöffnete Zimmertür zu treten. Wenn wir von strahlenden Patientinnen und Patienten begrüsst werden, die uns bereits erwarten, sind das für uns wunderbare Momente. Wendy verhält sich bei der Begrüssung unterschiedlich. Manchmal nähert sie sich direkt an, riecht am Hosenbein oder schmiegt sich freudig ans Bein – in der Erwartung, dass sie gestreichelt wird. Manchmal legt sich Wendy auch erst auf die von mir rituell vorbereitete Decke am Boden, um aus der Ferne zu beobachten. Sie signalisiert mir jederzeit, wozu sie bereit ist. Ihr Einsatz beruht auf Freiwilligkeit.
Wendy ist eine wunderbare Ablenkung
Liegt die Patientin oder der Patient im Bett, so legt sich Wendy gerne auf einer Decke dazu. Dann wird sie an den Pfötchen gehalten oder am Kopf gekrault. Sie ist es sich auch gewohnt, Bettsöckchen anzuziehen, damit sie niemanden kratzen kann. Die Menschen reagieren sehr positiv auf Wendy. Mit ihrem fröhlichen Wesen und ihrer herzerfrischenden Art schafft sie es, selbst Menschen in herausfordernden Situationen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern und sie von ihren Alltagsproblemen abzulenken. Der etwa halbstündige Einsatz ist für sie aber auch streng. Deshalb beobachte ich sie genau. So sehe ich, wenn sie müde wird oder es ihr zu viel wird.
Gemeinsam stark
Wir kommunizieren meistens ohne grossen Worte, sondern mit Blickkontakt und Handzeichen, die wir uns angeeignet haben. Besonders wichtig ist, dass ich Wendy immer wieder für ihr Verhalten lobe. Das vermittelt ihr während der Arbeit Sicherheit und Freude. Fühlen sich Patientinnen oder Patienten nicht gut oder sind sie traurig, so verhält sich Wendy vorsichtiger und sucht immer wieder den Blickkontakt zu mir. Ihr hilft es, wenn ich mit den Patienten spreche. Sie merkt dann, dass wir die Situation gemeinsam bewältigen. Nach getaner Arbeit gibt’s eine Belohnung. Wir gehen einen Kaffee trinken und Wendy wird mit einem feinen Läckerli belohnt. Dieses fordert sie mit einem deutlichen Blick ein. Zu Hause ruht sich Wendy dann gerne und lange aus.