Expertise und Empathie: ein guter Mix auf der Notfallstation
Freitagmorgen auf der Notfallstation: Es ist ruhig. Nur vier Kojen sind besetzt. Zwei Patientinnen sind über Nacht geblieben, was vorkommt, wenn auf der Station keine Betten frei sind. «Wir hatten am Montag insgesamt 18 chirurgische Notfallpatientinnen und -patienten, die hospitalisiert werden mussten», erklärt Dr. med. Hans Matter, Leiter Interdisziplinäre Notfallstation, die Situation. Bei insgesamt 50 chirurgischen Betten begründet das den momentanen Kapazitätsengpass.
Am Spital Uster werden auf der Notfallstation jährlich rund 25 000 Personen behandelt. Es stehen 13 Überwachungsplätze, weitere Untersuchungsräume sowie ein Schockraum für lebensbedrohliche Situationen bereit. Im Notfall kann gegipst und operiert werden. Radiologische Untersuchungen sowie das Labor sind rund um die Uhr verfügbar. Die Patientinnen und Patienten werden nach Dringlichkeit eingestuft. Das Triage-System reicht von der roten Stufe 1, die eine sofortige Reaktion erfordert, bis zur blauen, nicht dringlichen Stufe 5. Daraus ergeben sich bei hohem Patientenaufkommen die Wartezeiten.
Auf der Notfallstation herrscht ein Kommen und Gehen. «Es ist nichts planbar und die Ruhe ist trügerisch», so Dr. Ulrich Gerwig, Stv. ärztlicher Leiter der Notfallstation. «Es kann jederzeit stressig werden.» Sagts und huscht weg, denn eben ist eine Frau mit Verdacht auf Herzinfarkt eingeliefert worden. Erste Untersuchungen und ein Elektrokardiogramm stützen die Vermutung nicht. Jetzt gilt es, mittels Blutkontrolle und Ultraschall Klarheit zu gewinnen.
In der Koje nebenan stöhnt eine Frau vor Schmerzen. Medikamente sollen bald Erleichterung bringen. «Eine grosszügige Schmerzmedikation ist uns wichtig», betont Matter. Ebenso eine transparente Kommunikation. «Wir informieren stets über die laufenden Untersuchungen und mögliche Wartezeiten, die sich beispielsweise aus dem Abwarten von Blutanalysen ergeben.» Ziel sei es, so zu behandeln, wie man selbst wünschen würde, behandelt zu werden.
Eine klare Kommunikation ist auf der Notfallstation auch innerhalb des Teams das A und O. Zwei Hauptverantwortliche – eine in der Pflege und eine auf ärztlicher Ebene – sind bei Fragen die Ansprechpersonen. Wenn es schnell gehen muss, ist diese Vorgabe besonders wichtig, wie sich an diesem Vormittag eindrücklich zeigt: Ein Rettungswagen ist auf dem Weg zum Spital Uster. Transportiert wird ein junger Mann, der mit seinem E-Bike gestürzt ist und einen Krampfanfall erlitten hat. Unter dem Lead des Leiters der Notfallstation wird der Verunfallte vom Notfallteam im Schockraum empfangen und erstversorgt. Eine Reanimation ist glücklicherweise nicht vonnöten. Der Verletzte ist bei Bewusstsein und scheint sich keine schweren Verletzungen zugezogen zu haben.
Die Notfallstation ist ein Spannungsfeld zwischen leicht und lebensgefährlich Verletzten und Erkrankten und gleichzeitig geprägt von einer Unvorhersehbarkeit, die grosse Flexibilität erfordert. Der positive und professionelle Umgang damit zeichnet das Notfallteam aus.