Vorsehen statt nachsehen
7.50 Uhr in der Werkstatt des Technischen Dienstes. Es klopft an der Tür. Ein Mitarbeiter tritt ein und schiebt einen Bürostuhl vor sich her, dessen Polster nicht sein ursprüngliches Blau, sondern vielmehr ein Grau trägt. Ist er nur schmutzig und kann abgesaugt werden? Oder muss das Polster ersetzt werden, da es sich aufgrund der Lebensdauer langsam zersetzt? – So oder so: die Mitarbeitenden des Technisches Dienstes werden es richten. Wie alles andere auch im Haus. Ganz egal, ob eine Sicherung rausfällt, eine Heizung rinnt oder eine Toilette überläuft: Man ruft den Technischen Dienst. Funktionieren in einem Spitalbetrieb zentrale technische Anlagen oder Geräte nämlich nicht, so kann das schnell fatale Folgen haben. «Bei einem Ausfall der Lüftung beispielsweise ist rasches Handeln angezeigt», erklärt Mario Picco, Leiter des Technischen Dienstes am Spital Uster. «Nicht zwingend aus Komfortgründen, sondern weil im Operationssaal die Temperaturen strengen Normen unterliegen.»
Aber nicht nur im Operationssaal, auch in vielen anderen Abteilungen im Spital ist Arbeiten mit vielfältigen, komplexen Geräten eine Selbstverständlichkeit. Pannen liegen nicht drin. «Deshalb ist unsere Arbeit darauf ausgerichtet, Unstimmigkeiten aufzudecken, bevor sie zu Störungen führen», so Picco. Alle Apparaturen und haustechnischen Anlagen im Haus werden in regelmässigen Abständen präventiv gewartet, ganz nach dem Motto «Vorsehen ist besser als Nachsehen». Das Wissensspektrum im Team ist breit. Die Mitarbeitenden sind gelernte Elektriker, Sanitäre, Mechaniker und Schreiner. Es vereint auch Fachwissen zu Heizung, Lüftung, Klima und Medizinaltechnik. Fachältester ist Daniel Balsiger, der seit 27 Jahren am Spital Uster arbeitet. Er geht dieses Jahr frühzeitig in Pension. Vorher aber begleitet der Berufsbildner seine letzte Lernende noch bis zur Lehrabschlussprüfung. Es ist Laura Sapina, die in ihrem zweiten Lehrjahr zur Fachfrau Betriebsunterhalt den Arbeitgeber wechseln musste und zum Spital Uster kam. «Ich bin froh, hat mir Dani diese Chance gegeben», sagt sie. Hier fühlt sie sich wohl. Dass das Team neben ihr nur aus einer weiteren Frau besteht, ist ihr egal. Das ist sie sich in diesem Berufszweig gewohnt.
Der kranke Bürostuhl kann warten. Vorerst gilt es abzuchecken, ob zusätzlich zu den geplanten noch neue dringende Arbeiten anfallen. «Dazu loggen wir uns im Ticketsystem ein», erklärt Daniel Balsiger. «Hier melden sämtliche Mitarbeitenden des Spitals Reparaturen und Störungen.» «Fernseher bei Bett 4 generiert keinen Ton», steht da beispielsweise. Oder: «Bei einer Transportliege ist die Seitenbremse kaputt». Gleichzeitig scheint in der Küche eine Wärmeschublade ausgestiegen zu sein, irgendwo im Haus hat eine Klobrille einen Riss und bei einem Schliessfach fehlt der Schlüssel. Die Liste ist lang. Einige Anfragen sind blau, die anderen gelb markiert. So ist ersichtlich, welche bereits bearbeitet werden. Meist ist klar, wer im Team sich um welches Anliegen kümmert. Das ergibt sich aus den persönlichen Fähigkeiten. Hie und da fallen aber auch teamübergreifende Arbeiten an, wie heute, wo interne Umzugsarbeiten auf dem Programm stehen. Aber bevor geschleppt wird, gibt es noch einen Abstecher ins Parkhaus. Eben wurde Daniel Balsiger von seinem Vorgesetzten darauf aufmerksam gemacht, dass ein Auto die Einfassung der Brandschutztür eingedrückt hat. Jetzt gilt es herauszufinden, ob der Schaden intern behoben werden kann. Durchaus möglich – bei dem gebündelten Know-How, das hier vorhanden ist.