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«Der Park soll anmutig und einladend sein» 28. März 2022

«Der Park soll anmutig und einladend sein»

Der Park vor dem Spital Uster nimmt Form an: Er ist ein Gemeinschaftswerk vieler Mitbeteiligter. Eine davon ist die ryffel + ryffel ag, die für die Gartengestaltung verantwortlich zeichnet. Landschaftsarchitektin Sandra Ryffel-Künzler spricht im Interview über die Herausforderungen dieses Grossprojekts und darüber, was uns in Bälde erwarten wird.

«Einen hängenden Garten baut man nicht jeden Tag», sagen Sie. Wie ist das zu verstehen?

Der Spitalpark Uster ist ein Projekt, das uns vor besondere Herausforderungen stellt. Spannend, aber anspruchsvoll – insbesondere die technische Vorgabe, dass wir keinen Bodenanschluss haben, da der Park über der Tiefgarage liegt. Die Assoziation zu den hängenden Gärten von Babylon kam mir, weil ich manchmal staune, dass wir – trotz der vielen Hilfsmittel, die wir heutzutage zur Verfügung haben – bei solchen Baustellen handwerklich immer noch ähnlich vorgehen wie vor 1000 Jahren.


Was bedeutet der Aspekt, dass der Park nicht auf dem Boden aufliegt, für die Bepflanzung?

Die Bepflanzung ist eine statische Herausforderung. Der Park darf nur ein bestimmtes Gewicht haben, sonst stürzt das Parkhaus ein. Bäume müssen sorgfältig ausgewählt werden und ein flaches Wurzelsystem aufweisen. Es gilt, das Gewicht optimal zu verteilen. Das bedeutet, dass grosse Bäume wie Waldföhren zwingend oberhalb der Stützenraster platziert werden müssen und nicht an einem beliebigen Ort gepflanzt werden können. Als Folge davon ist eine massgenaue Verpflanzung mit spezifisch abgestimmtem Unterbau vonnöten.


Sind Sie durch diese Vorgaben in der Gestaltung stark eingeschränkt?

In der Gestaltung ist man nie komplett frei, da sich die Landschaft immer auf etwas bezieht. Im Spitalpark haben wir neben technischen auch formale Vorgaben. Er gliedert sich in ein Gesamtkonzept eines Areals ein, welches das Spital mit dem Altersheim «Im Grund» und dem «Wagerenhof» verbindet. Ausserdem gibt es Vorgaben, die durch die Spitalsituation gegeben sind: Menschen mit Infusionsständern, mit Rollatoren oder Rollstühlen werden den Park begehen. Das hat automatisch zur Folge, dass er horizontal und ohne Steigungen ausgerichtet sein muss und genügend Sitzbänke eingeplant werden müssen.


Was ist Ihnen persönlich wichtig bei der Umsetzung?

Der Park soll anmutig, schön und einladend sein. Der Mensch muss sich darin wohlfühlen. Taucht man in die Geschichte ein, so war der Garten über alle Zeiten und Kulturen hinweg ein paradiesischer Ort. Bereits die Perser verstanden ihn mit seinen Duftpflanzen und schönen Farben als Elixier. Die Natur trägt zur Gesundung bei. Diesen Aspekt möchten wir in die Planung einbeziehen. Ein grosser Blütenaspekt mit Blumen in kräftigen Gelb- und Rottönen bis ins Blau hinein soll auf die Menschen belebend wirken.


Worauf dürfen wir uns im Spitalpark besonders freuen?

Vor dem Restaurant Aquarius kommt ein Naturteich zu liegen. Er wird keine Fische mehr beherbergen wie früher, aber mit Seerosen und Sumpfpflanzen geschmückt sein. Ausserdem wird eine Gartenterrasse mit 80 Sitzplätzen zum Verweilen einladen. Wer etwas Abstand zum Spital gewinnen möchte, kann sich unter der Pergola ausruhen, die den Park zur Feldhofstrasse hin abschliesst. Sie ist mit Sitzbänken bestückt, mit Blick auf den Park und umgeben von Rosen- und Geissblattduft.


Wie lange müssen wir uns noch gedulden, bis wir die neue Oase geniessen dürfen?

Ein Grossteil der Parkanlage wird im späten Frühling abgeschlossen sein.  Auch die Bepflanzung. Die Bäume werden, je nach Baumart, bereits einen Stammumfang von 20 bis 45 cm aufweisen. Bis man sich in einer Oase wähnt, muss man sich aber trotzdem noch etwas gedulden. Im Gegensatz zu einem Gebäude, das bei seiner Eröffnung am schönsten ist, gewinnt eine Gartenanlage mit jedem Jahr, das verstreicht, an Attraktivität.

Sandra Ryffel-Künzler

Sandra Ryffel-Künzler

Landschaftsarchitektin

Geschichte wird fortgeschrieben

Für die Parkgestaltung am Spital Uster sind die Landschaftsarchitekten der ryffel + ryffel ag zuständig. Der Familienbetrieb, der vom Ehepaar Ryffel-Künzler geführt wird, existiert seit 1863 und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft. Den ehemaligen Spitalpark kannten die Ryffels gut. «Eine numidische Tanne mochte ich besonders», erzählt Sandra Ryffel-Künzler. «Ich wollte von ihr eine botanische Zeichnung erstellen». Das Vorhaben kam nicht zum Abschluss: die über hundertjährige Tanne musste dem neuen Bauprojekt weichen. «Ein Verlust», betont die Landschaftsarchitektin, «wie alles Lebendige, das verloren geht.» Was aber geschehen kann, wenn Menschen in Projekte involviert sind, die ihnen persönlich am Herzen liegen, zeigt die Aktion der Baumschule Kunz in Uster: Die Firma zog aus der besagten Tanne Setzlinge. Die «Tannenbabys» sind inzwischen so gross, dass sie im erweiterten Park ihre neue Heimat finden.
Text: Sarah Buob Headerbild: Sarah Buob