Heilpflanzen zur Linderung von Beschwerden
Seit 15 Jahren kommt am Spital Uster die Aromatherapie als ergänzende Pflegemethode zur Anwendung. Ätherische Öle können über die Atmung oder die Haut Linderung verschaffen und die medizinische Behandlung unterstützen. Patientinnen und Patienten schätzen das Angebot.
«Dass ich das heute erleben darf», sagt eine Patientin während der Handmassage durch Vincenza De Simone. «Mir ging es gestern nach der Narkose so hundsmiserabel, dass ich mir dachte, so muss es sich anfühlen, wenn es ans Ende geht.» Von dieser Stimmung ist nichts mehr zu spüren. Vital sieht die Patientin aus. Und sehr zufrieden. «Wie gut das riecht», schwärmt sie. Tatsächlich: Der Duft von Lavendel, Bergamotte und Weihrauch erfüllt die Luft. Er wirkt im blanken Spitalzimmer besonders wohltuend. «Düfte sind wichtig für den Menschen», betonen die Pflegefachfrauen Vincenza De Simone und Beatrice Laib, die als gelernte Aromatherapeutinnen bei den Patientinnen und Patienten am Spital Uster für Wohlbefinden der anderen Art sorgen. «Sie sind an das Gefühlszentrum unseres Gehirns gekoppelt und können die Stimmung sehr positiv beeinflussen.»
Qualität von Bedeutung
Nicht nur der Duft der ätherischen Öle hilft bei Beschwerden. Durch Einreiben oder Waschungen können sie über die Haut aufgenommen werden. Die stark konzentrierten und hochwirksamen Pflanzenextrakte gehören zu den ältesten Heilmitteln. Jede Pflanze hat ihre spezifische Wirkung. Lavendel wirkt sowohl beruhigend als auch infektionshemmend, Bergamotte stimmungsaufhellend, Weihrauch entspannend. Je nach Beschwerdebild kommt ein anderes Öl zum Einsatz. Gemeinsam mit der Damascena AG in Pfäffikon ZH hat das Spital Uster für den Pflegealltag spezifische Rezepturen entwickelt. Für die Herstellung der Mischungen ist ein ausgewählter Partner essenziell. Damascena stellt ätherische Öle aus biologischem Anbau und kontrollierter Wildsammlung her – eine Qualität, die in der Pflege von entscheidender Bedeutung ist.
Öle gegen klassische Beschwerden
«Wir starteten mit nur einer Mischung», erinnert sich Beatrice Laib
an die Anfänge der Aromatherapie am Spital Uster zurück. Das war
2008. Sukzessive seien dann weitere
Rezepturen entwickelt worden. In
den vergangenen 15 Jahren hat sich
die Aromatherapie am Spital Uster
etabliert. Für sämtliche «klassischen»
Beschwerden im Spitalalltag gibt es
inzwischen ein Körperöl – sei es zur
Entspannung, zur ersten Hilfe bei
Hämatomen oder zum Lösen von
Verkrampfungen im Magen-DarmTrakt. «Ein träger Darm kommt bei
Spitalaufenthalten häufig vor», schildert Beatrice Laib eine alltägliche
Beschwerde. Eine Colon-Massage
mit einem verdauungsfördernden Öl
könne oft erstaunlich gut helfen.
Düfte sind an das Gefühlszentrum unseres Gehirns gekoppelt.
Zuwendung verstärkt Wirkung
Die Erfahrung der beiden Pflegenden
zeigt, dass Patientinnen und Patienten die Aromapflege sehr begrüssen.
«Sie sind dankbar, wenn wir ihnen
ergänzend zu den klassischen Medikamenten eine alternative Pflegemethode anbieten können, insbesondere, wenn erstere ausgeschöpft
sind», sagt Beatrice Laib. Die Wirkung
der ätherischen Öle sei zwar wissenschaftlich belegt, manchmal in ihrer
Stärke aber selbst für sie noch sehr
erstaunlich, betonen die beiden Aromatherapeutinnen. Sie vermuten,
dass die Zuwendung, welche die
Menschen durch die Anwendung erfahren, eine grosse Rolle dabei spielt.
«Ich merke es an mir selbst», erzählt
Vincenza De Simone. «Nachdem ich
einen Menschen massiert habe, fühle
auch ich mich viel ruhiger.»
Im Rahmen interner Schulungen geben die beiden zertifizierten Aromatherapeutinnen ihr Wissen an ihre Kolleginnen und Kollegen weiter.
Auf jeder Bettenstation gibt es eine
Thementrägerin und somit Hauptansprechperson für die Aromatherapie.
So sollen alle Patientinnen und Patienten davon profitieren können, wenn
sie das wünschen. «Dass wir am Spital
Uster Aromatherapie anbieten, spricht
sich herum», so die Pflegefachfrauen.
«Wir wissen von Patientinnen und
Patienten, für die sie mitentscheidend
war, sich am Spital Uster behandeln
zu lassen.»