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Fischhaut revolutioniert die Therapie chronischer Wunden
Chronische Wunden stellen Patientinnen und
Patienten sowie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte vor grosse Herausforderungen. Am Spital Uster, das seit 2013 als Wundbehandlungszentrum anerkannt ist, setzt man jetzt auf innovative Technologien wie die Fischhaut – mit beeindruckenden Erfolgen.
Das Wundbehandlungszentrum des Spitals Uster ist eine der führenden Adressen in der Region, wenn es um die Behandlung chronischer und schwer heilender Wunden geht. Bereits seit 2007 bietet das Spital Uster spezialisierte Wundsprechstunden an. «Patientinnen und Patienten mit sogenannten Problemwunden finden hier eine Anlaufstelle», sagt die Leiterin Andrea Rütsche. Das Zentrum arbeitet interdisziplinär und nutzt moderne Technologien, um die bestmögliche Behandlungsergebnisse zu erzielen.
Innovative Behandlungsansätze
Ein typisches Beispiel für eine chronische Wunde ist der diabetische Fuss. Diabetesbetroffene leiden häufig unter schlecht durchblutetem Gewebe, was zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Infektionen und nicht heilende Wunden sind keine Seltenheit. «Es braucht Zeit, Geduld und auch ein wenig Kreativität. Wir probieren immer wieder Neues aus, wenn es nicht so läuft wie gewünscht», erklärt Rütsche. Das Zentrum setzt hierbei auf innovative Behandlungsansätze, die über die üblichen Standards hinausgehen. Seit diesem Jahr auch auf die Transplantation von Fischhaut. Dafür verantwortlich zeichnet sich Dr. med. Siamak Sharafi, Oberarzt Chirurgie und ärztlicher Leiter des Wundbehandlungszentrums. Er ist einer von wenigen Ärzte in der Schweiz, die Operationen mit dieser innovativen Methode durchführen.
Fischhaut als neue Hoffnung
Die Applikation von Fischhaut ist eine vielversprechende Neuerung in der Wundbehandlung. Das Spital Uster bezieht die Fischhaut von Kerecis, einem Biotechnologieunternehmen aus Island, das sich auf die Entwicklung regenerativer Wundheilungsprodukte spezialisiert hat. Sie verarbeitet die Fischhaut von Kabeljau (Dorsch) in Speziallaboren zu einem Wundverband für den medizinischen Einsatz. Ihre natürliche Struktur – die der Haut des Menschen sehr ähnlich ist – behält sie bei. Ebenso die biochemischen Eigenschaften, die sie besonders effektiv machen. Dank der enthaltenen Omega-3-Fettsäuren fördert die Fischhaut die Wundheilung, reduziert Entzündungen, beschleunigt den Wundverschluss und die Bildung gesunden Gewebes. Damit bietet sie Hoffnung bei komplizierten und chronischen Wunden.
Transplantation in Uster
Herr H., Patient am Spital Uster und wiederkehrender Gast im Wundbehandlungszentrum, hat einige davon. Der Diabetes hat an seinem Körper sichtliche Spuren hinterlassen. «Die Spuren sind so weit fortgeschritten, dass der kleine Zeh nicht mehr geheilt werden kann», erklärt Rütsche. «Er muss amputiert werden.» Operateur Sharafi nutzt den Eingriff, um gleichzeitig eine offene, nicht heilende Wunde am Fuss mit Fischhaut zu behandeln. Dazu muss er die Wunde erst gründlich reinigen und abschaben, um abgestorbenes Gewebe zu entfernen. Nur so kann die Fischhaut – die in steriler Form geliefert wird und ohne aufwendige Vorbereitungen direkt einsatzbereit ist – gut anwachsen. Dabei wird die Fischhaut direkt auf die Wundfläche gelegt, angenäht und mit einem Wundverband fixiert. Es ist die erste Fischhaut-Transplantation am Spital Uster und generiert viel Interesse. Auch ein Vertreter von Kerecis ist vor Ort und dokumentiert den Eingriff.
Überraschender Heilungserfolg
«Was wir in den Tagen und Wochen nach dem Eingriff gesehen haben, hat uns alle überrascht», so Wundexpertin Nicole Angst, welche den Patienten H. seit jeher betreut. «Die Wunde, die sich monatelang nicht merklich verbessert hat, begann plötzlich zu heilen. Die Regeneration, die wir jetzt beobachten, hätten wir in so kurzer Zeit nie für möglich gehalten.» Der Erfolg dieser Behandlung beruht nicht nur auf der Technologie selbst, sondern auch auf der Expertise und dem Zusammenspiel des gesamten Teams im Wundbehandlungszentrum. Dank regelmässiger Fortbildungskurse lässt es aktuelle Forschungsergebnisse direkt in die Arbeit einfliessen und bleibt stets auf dem neusten Wissensstand. Mit der Einführung der Fischhaut-Technologie setzt das Wundbehandlungszentrum des Spitals Uster einen weiteren Meilenstein in der Behandlung chronischer Wunden. Patientinnen und Patienten, die auf herkömmliche Therapien nicht ansprechen, haben so eine neue Chance auf Heilung.